Grad einen interessanten Artikel gefunden:
https://derletztefuehrerscheinneuling.com/2017/04/21/wie-sich-der-kollaps-der-deutschen-autoindustrie-abspielen-wird/
Ich denke, dass man hier die meisten genannten Zeiträume mit einem Faktor 2 multiplizieren muss.
Die Beschreibung dessen, wie Tesla seine Fahrzeuge verbreiten und die Datenbank der Infrastruktur erweitern wird, ist wohl relativ gut zutreffend. Auch wird die Verbreitung der Teslas wohl über die kommenden 5 Jahre tatsächlich exponentiell wachsen können. Mit besserer Infrastruktur (deutlich mehr Supercharger) werden diese Fahrzeuge auch die Hürde der Fernreisen meistern. Natürlich kann das drastisch anders verlaufen, wenn plötzlich irgendwelche Probleme mit den Akkus auftreten, die erst nach ein paar Betriebsjahren akut werden - ich denke hier an die Brandgefahr - oder aber die Flotte gehackt wird. Ein großes System aus identischen Produkten ist für so etwas halt anfällig - wobei man sagen muss, dass die Apple-Produkte ähnlich sind und hier sind keine Hackerangriffe bekannt, die zu einem signifikantem Imageproblem geführt hätten.
Der Niedergang der deutschen Autoindustrie wurde meiner Meinung nach mit dem Dieselskandal eingeleitet. Er wird aber nicht dermaßen rasant stattfinden, wie hier beschrieben, insbesondere da die deutsche Autoindustrie eine Produktpalette bietet, wie sie Tesla auf keinen Fall in den nächsten Jahren anbieten wird.
Die Sache mit den Fahrverboten für Verbrennungskraftfahrzeuge wird aber die deutsche Industrie, die nach wie vor kaum auf Elektromobilität setzt (die Elektrofahrzeuge, die angeboten werden, sind bestenfalls für den Stadtverkehr samt Umland geeignet), ein großes Problem werden. Bei intelligenten Fahrzeugen sehe ich hier ohne Partnerschaft mit Firmen aus Silicon Valley überhaupt keine Chance - die deutschen Konzerne haben hier viel zu starre Strukturen und deren Innoviationskraft beschränkt sich darauf, dasselbe Fahrzeug im Blechkleid von VW, Skoda, Audi und Seat parallel anzubieten.
Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass Car-Sharing deutlich ausgeweitet wird, aber insbesondere der Ersatz des öffentlichen Verkehrs ist allein aufgrund der beschränkten Straßenkapazität völlig ausgeschlossen. Viel mehr werden eher die Kombination von Öffis und Car-Sharing interessanter werden. Dadurch wird aber eher der Besitz von eigenen Fahrzeugen vermindert - zugunsten einer deutlichen Erhöhung der Anzahl an Car-Sharing-Fahrzeugen.
Die Einführung autonomen Fahrens wird wohl zuerst auf Autobahnen stattfinden, da hier die Bedingungen dafür am geeignetsten sind. Im Stadtverkehr werden digitale Assistenten als Pflichtausstattung die Unfallzahlen signifikant senken können, aber gelenkt werden wird nach wie vor selbst.
Das schließt von Haus aus viele Menschen von der Mobilität aus:
* Nicht technikaffine Menschen. Will kein Smartphone, kennt sich damit nicht aus o.Ä. - Gibt es nicht nur unter alten Leuten, sondern auch unter jungen.
* Psychisch oder geistig beeinträchtigte Personen: Können vielleicht mit Smartphone nicht (verantwortungsvoll) umgehen.
* Menschen ohne Bankkonto können die Fahrt nicht bezahlen: Das betrifft beispielsweise viele Arbeitslose oder überschuldete Personen, besachwalterte Personen, Minderjährige, Flüchtlinge, usw. Wenn dann die Eltern oder der Sachwalter oder sonstige gesetzliche Vertreter keine Einwilligung geben, kriegen die bei der Bank kein Konto!
Auch aus derzeitiger Sicht würde ich mich nicht zu 100 % bei meiner Mobilität aufs Smartphone verlassen wollen, da gibt es viel zu viele Schwachstellen: Akku leer, fällt runter und ist kaputt, wird gestohlen oder geht verloren usw.
Nach obrigen Punkten kann es also leicht passieren, dass 10-20 % aller Menschen von Mobilität rein aus Usability- und Rechtsgründen ausgeschlossen werden, das darf nicht sein!
Das Konto für alle (ohne Überziehungsrahmen) gibt es bei uns doch schon? Prepaid-Kreditkarten auch.
Natürlich sind auch heute viele Leute von der Mobilität ausgeschlossen. Es gibt genug technikferne Leute, die keinen Führerschein haben und nur öffentlich und mit Taxis fahren.
Und Personen mit besonderen Bedürfnissen sind auch heute bereits "ausgeschlossen".
Dass für diese Gruppen Lösungen gefunden werden müssen, ist klar, aber eben nichts wirklich Neues.
Und zu, Thema "kaputtes Smartphone": wenn alles in der Cloud gespeichert ist (daran führt schon heute teilweise kein Weg vorbei), ist dieses Problem nur ein bedingtes - ungefähr so, wie wenn man heutzutage seine Geldbörse verliert, vielleicht sogar weniger schlimm, weil alle Daten sofort online verfügbar sind und man nicht erst 3 Wochen auf eine neue Bankkarte warten muss, um an Geld zu kommen.
Überdies hat hema was wichtiges gesagt: wer weiß, wie groß die Chancen sind, dass das alles wirklich so laufen können wird. Es gibt weltweit genug Idioten, die "zündeln". Und wenn es wiedermal weltweit ordentlich "bumm" macht, sind die Überlebenden wohl schneller wieder in der technologischen Steinzeit, als sie ihren Tesla aufladen können.