Ein Beitrag von Michael Vitecek über die im Zuge kriegswirtschaftlicher Notstandsmaßnahmen errichtete BAST im 10. Bezirk in der Van der Nüll-Gasse:
"1930 wurde wegen der schlechten Versorgung mit Gemüse in Wien die „Gemüseverkaufs-Genossenschaft von Wiener Gärtnern“ gegründet, diese allerdings 1939 wieder aufgelöst und durch Bezirksabgabestellen, sogenannte „BAST“ ersetzt. Nach dem Krieg wurde dann unter dem sperrigen Namen „Landwirtschaftliche Gemüse- und Obst-Verwertungsgenossenschaft für Wien und Umgebung“ ein Verband gegründet, der 1979 den Namen in „Landwirtschaftliche Gemüse Verwertungsgenossenschaft“ änderte, diese (LGV) existiert noch immer.
Manche dieser BAST hatten es einen Straßenbahnanschluß; so auch die am ehemaligen Egerländer Platz in Favoriten. Dieser Platz befand sich im 10. Bezirk, begrenzt von der verlängerten Reichenbachgasse, Herzgasse, Dieselgasse und Van-der-Nüll-Gasse und wurde am 24. April 1939 aus dem Verzeichnis der Verkehrsflächen gestrichen. Als Ersatz gab es ab 27. Juli 1940 einen Egerländer Platz in Simmering, der aber 1949 in den noch heute an der Lorystraße bestehenden Albin-Hirsch-Platz umbenannt wurde.
Zu dieser Abgabestelle am ehemaligen Egerländer Platz in Favoriten wurde, wie es in der Niederschrift zur Ortsverhandlung am 12. Juni 1943 heißt, „zwecks Ersparung von Treibstoff und Arbeitskräften“ ein etwas mehr als 500 Meter langes Schleppgleis gebaut, damit „die Zufuhr zu den Märkten, die bisher mittelst Kraftlastwagen erfolgte, nunmehr zum Großteil mittelst elektrisch angetriebener Schienenfahrzeuge der Wiener Verkehrsbetriebe durchgeführt werden (kann)“.
Bei dieser Ortsverhandlung traten keine wesentlichen Probleme zutage, lediglich die Vertreter der Deutschen Reichspost bemerkten „es ergeben sich drei Kreuzungen und eine Näherung zwischen der geplanten Fahrleitung und Fernmeldelinien der Post“. Daher dürfe die „Fahrleitung erst unter Spannung gesetzt werden, bis die Gefahrenstellen beseitigt oder entsprechend gesichert sind“. Dies wurde gemacht, ab 19. August floß Strom durch die Fahrleitung. Die Vertreter der Verkehrsbetriebe nahmen das Verhandlungsergebnis zur Kenntnis und sprachen den Wunsch aus, „daß die Baudurchführung durch Unterstützung seitens sämtlicher beteiligter Stellen nach Möglichkeit gefördert wird“.
Bereits am 28. Juni war seitens des Reichsstatthalters in Wien (als Bevollmächtigter für den Nahverkehr bzw. Technische Aufsichtsbehörde) der „von den Wiener Verkehrsbetrieben vorgelegte Entwurf über den Bau eines Schleppgleises in der Van der Nüll-Gasse in Wien X“ genehmigt worden (siehe Bild 2).
Erstmals befahren wurde die Anlage am 30. August 1943.
Diesen Bau betreffend interessant ist auch ein Schreiben an eine Firma im 19. Bezirk, der „die Durchführung von Erd-, Gleis- und Straßenbauarbeiten in der Van der Nüllgasse“ unter der Voraussetzung übertragen wurde, „daß Ihnen oder uns die Zuweisung von Arbeitskräften gelingt“. Da dies leider nicht der Fall war, wurden die Arbeiten von Pionieren (der Wehrmacht?) durchgeführt.
Über die Abtragung dieser Anlage liegen leider keine Informationen vor.
nord22