Nicht nur TARS631 war in Gmunden, sondern auch meine Wenigkeit. Mein Bezug zu Gmunden ist insofern ein besonderer, als mein erster Gmunden-Aufenthalt 1989 der erste Urlaub überhaupt ist, an den ich mich noch vage zurückerinnern kann und mein numehriger zweiter Besuch als mein erster Urlaub in die Annalen eingeht, den ich mir selbst finanziert und allein verbracht habe. Als Alleinreisender unterwegs zu sein, ist zwar zugegebenermaßen bisweilen ein wenig fad, gibt einem aber andererseits eine ungeahnte Bewegungsfreiheit. Die einzigen Grenzen, die ich mir setzte, waren finanzieller Natur (ich hab schon an anderer Stelle erwähnt, dass ich etwas geizig bin), so dass mein Tagesticket den immerhin viertgrößten Ausgabenposten darstellte:
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(Davor kamen ein Suppenteller "zweiter Wahl" von der Gmundner Keramik um 14 Euro, die ÖBB-Tickets sowie die Hotel-Übernachtung.)
So ziemlich das erste, was ich in Gmunden sah, war der Triebwagen 10, welcher im Bahnhof am Bahnsteig 22 abgestellt war. Natürlich war es dann auch er, für den ich zuerst meine Kamera zückte. Einschub: Besagte Kamera ist zwar ein Markenmodell von Nikon, macht aber nur recht bescheidene Aufnahmen. Der Fotograf, also ich, hat zu allem Überdruss kaum Ahnung vom Fotografieren, war aber bemüht, diesen Makel nach Möglichkeit durch recht aufwendiges Zurechtschneiden und sorgfältiges Rotieren zu kompensieren. Bei meinen ersten Fotos von GM10 wäre dies aber vergebene Liebesmüh gewesen, da allesamt überbelichtet.
Irgendwie scheine ich dies vorausgeahnt zu haben, weshalb ich mich nochmal zum Bahnhof begeben habe. Außerdem war es bereits gegen 17 Uhr und ich rechnete mit dem Einsatz von GM10 im nachmittäglichen Verstärkerverkehr. Der stand aber weiterhin regungslos am Bahnsteig 22, sollte aber nach Auskunft des Fahrers von Tramlink 129 um 18.03 Uhr abfahren, was mich etwas verwunderte, wo doch TWF-User Linie 360 vor einiger Zeit frühere Einsatzzeiten gepostet hat. Egal, hab ich mir halt in der Umgebung ein wenig die Beine vertreten, ehe sich mir gegen dreiviertel sechs am Bahnhof ein ganz lieblicher Anblick darbieten sollte:
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Der links zu erkennende Ständer, welcher auf die nächste Tram verweist, zeigte anfangs noch nach links, wurde dann aber vom anwesenden Fahrer umgedreht. Ostern und Weihnachten an einem Tag! Die trockene Auskunft des Fahrers, derzufolge dies sinngemäß die normale Betriebsform in der Stoßzeit darstellt, konnte meine Euphorie nicht wirklich dämpfen, denn ich hatte schon befürchtet, die Altfahrzeuge schlimmstenfalls überhaupt nicht zu Gesicht zu bekommen. Bis zu Ferienbeginn und dann wieder im Herbst fährt also der Tramlink 129 ganztägig, GM8 assistiert ihm im Berufs- bzw. Schülerverkehr und GM10 fungiert als eiserne, für den Fall des Falles im Bahnhof bereitstehende Reserve.
Der Fahrer, man erkennt ihn links, hat mir dann netterweise erlaubt, Innenaufnahmen von Wagen 10 machen zu dürfen:
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Ob man GM10 in Gmunden jemals noch im Fahrgastbetrieb erleben wird?
Der Fahrerplatz (genauer: einer der beiden Fahrerplätze
), vor der Blindtür rechts wurde eine Längsbank angebracht:
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Dass Wagen 10 seine beste Zeit hinter sich hat, konnte man ganz anschaulich beim Schließvorgang von Tür 2 erkennen, welcher dem ersten Türflügel sichtlich große Mühe bereitete.
GM8 und GM10 Auge in Auge:
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Ich finde jedes der beiden DÜWAG-Frontdesigns auf seine Weise schön.
Von der Gmundner Milch zu McDonald's:
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Die Polsterung der Sitze ist spartanischer, die Lüftung dank Halbfenstern dafür umso besser. Ich meine, mich erinnern zu können, dass die Haltewunschkonsolen früher denen der Wiener LU- bzw. GU-Hochflurbusse und denen der Badner-Bahn-100er entsprachen.
Auch von GM10 gibt's ein Fahrerplatzbild, wobei ich hier angesichts der schieren Menge an schiefen Linien gar nicht versucht habe, das Foto zu rotieren oder zurechtzuschneiden:
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Nach diesem vorerst letzten Blick auf Wagen 10 durch die Frontscheibe seines Kollegen 8 fuhr ich mit diesem Richtung Franz-Josef-Platz. Ersterer sollte dann um 18.03 ohne Fahrgäste zurück in die Remise fahren.
Der vorläufige Endpunkt Franz-Josef-Platz bietet ein idyllisches Bild:
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Das alte, straßenseitige Tourengleis bzw. das an seiner Stelle neu verlegte Gleis dient künftig den von Vorchdorf kommenden Zügen. Interessanterweise führt es an der oben zu sehenden Haltestelleninsel vorbei. Die neuen Gleise enden kurz vor/nach der Traunbrücke, an welcher gerade, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Autoverkehr, eifrig gewerkelt wird.
Zurück geht's zum "Hauptbahnhof", welche Bezeichnung in krassem Gegensatz zur erbärmlichen Architektur des neuen Gmundner Bahnhofs steht: Ein großes Flugdach und darunter ein unmotiviert hingeklatschtes niederes Aufnahmsgebäude, welches genauso gut ein besseres Fresshüttl sein könnte und wahrscheinlich auch ist. Vor lauter Suderei hätt ich jetzt fast das Foto vergessen:
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In Gmunden ist übrigens auch sonst nicht alles Gold, was glänzt. Der Franz-Josef-Platz ist etwa ähnlich dem Wiener Julius-Tandler-Platz ein beliebter Aufenthaltsort für hier im Forum so titulierte "Sandhasen". Das Pflaster am Rathausplatz erweist sich, um ein weiteres Beispiel zu nennen, bei näherem Hinsehen als eine sanierungsbedürftige Flickschusterei nach Wiener Art und die Bahnhofstraße schließlich kann es in puncto Hässlichkeit durchaus mit einer typischen Wiener Durchzugsstraße aufnehmen.
Die Ausweiche Tennisplatz:
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Die frühere grüne Idylle ist mit der Modernisierung der Station leider verlorengegangen.
Die Haltestelle Keramik, welche sich tatsächlich in einiger Entfernung zum namensgebenden Unternehmen befindet:
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Das recht markante Gebäude im Hintergrund beherbergt den oberösterreichischen Landesenergieversorger.
Meine wenigen Aufnahmen vom Tramlink sind allesamt missglückt, wobei er auch nicht im Zentrum meines Interesses stand. Gelegenheiten zum Fotografieren wird es in den nächsten Jahren aber noch reichlich geben, wenn der Tramlink schließlich Straßen- und Lokalbahn verbindet (deswegen wahrscheinlich auch der Name).