Ich sehe das Linienkreuz nicht so kritisch. Sicher, um U3, U6, 6/18 und 13A kurzfristig zu entlasten, hätte es andere (und weiterhin sinnvolle!) Maßnahmen gegeben: die Umstellung des 13A auf Straßenbahnen, eine Wiederauferstehung des 8ers (ich meine die Strecke, nicht zwangsläufig die Linie), Ausbau des Radnetzes etc.
Längerfristig halte ich das Linienkreuz aber dennoch für sinnvoll. Für das Einzugsgebiet der U2 im 22. Bezirk wird ein starkes Bevölkerungswachstum vorausgesagt - immerhin soll die Donaustadt bis 2043 um 46 % (gegenüber 2023) wachsen, also fast 100.000 Menschen. Man wird folglich auch in den Inneren Bezirken zusätzliche Kapazitäten brauchen, zumal die U1 bereits heute kaum noch Kapazitäten hat und auch dem 21. Bezirk ein Wachstum um 17 % prognostiziert wird, gut 31.000 Menschen.
Nun sind Prognosen immer schwer, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Aber selbst, wenn das starke Wachstum so nicht eintritt, braucht man zusätzliche Kapazitäten, wenn man die Verkehrswende ernstmeint. Hunderttausende pendeln heute mit dem Auto ein. Wenn es gelingt, einen Großteil davon nach Ausbau der Südbahn und der Pottendorfer Linie auf die Bahn zu bringen, müssen Angebot und Kapazitäten deutlich erhöht werden, sonst würden die zusätzlichen Fahrgäste in Meidling und am Hauptbahnhof auf sowieso schon überlastete U-Bahn-Strecken treffen.
Insofern: die Prioritäten sehe ich auch kritisch (ich hätte mir günstigere und schneller umsetzbare Vorhaben zur kurzfristigen Entlastung der stark nachgefragten Linien gewünscht), aber längerfristig halte ich das Linienkreuz für notwendig.