So, Vorschaufunktion aktualisiert und den fertig geschriebenen Beitrag vernichtet - also gehen wirs halt noch einmal an...
Anbei ein paar Bilder der renovierten Bahnhofshalle des Wiener Westbahnhofes - zum Kontrast gibts dahinter noch einige Aufnahmen des D 347 DACIA nach Belgrad/Sofia/Bukarest mit Wagen aus der Errichtungszeit des Westbahnhofes, den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Bei der Umgestaltung des Bahnhofes fiel mir Folgendes auf:
- Es gibt kein echtes Bahnhofsrestaurant mehr. Es wurden zwar zahlreiche neue Freßbuden in die "obere" Bahnhofshalle (durch die "Brücken" über den Rolltreppen und die Versetzung der Aufgänge kann man jetzt schon fast von zwei Hallen sprechen, darüber hinaus geht einiges an Raumerlebnis verloren), außerdem gibt es zahlreiche "Schanigärten" mit unbequemen Sitzen und Tischen, die nach neuester Shopping-Center-Manier von allen Imbißständen gemeinsam betreut werden (sollten), man sitzt aber stets mehr oder weniger in der lauten Bahnhofshalle - ein Ort der Ruhe, wie es das Bahnhofsrestaurant früher war, fehlt. Außerdem gibt es keinen abgeschlossenen Warteraum, lediglich die ÖBB-Club-Lounge steht Kunden mit entsprechender Zahlungskraft zur Verfügung.
- Beim Einzug neuer Zwischendecken wurde teils sehr unästhetisch gearbeitet. Marmorsäulen gehen nahtlos in lieblose weiße Wandverbauten, Zwischendecken und Säulen über - es ist ein Graus.
- Statt Bahnsteigtüren bei jedem Bahnsteig - wie das früher war - gibt es nun nur mehr zwei große Ausgänge zu den Bahnsteigen - der Rest der Bahnsteige endet in einer Wand.
- Den Aufgang aus der U-Bahn-Unterwelt, der in der unteren Halle direkt vor dem ÓBB-Reisezentrum entsteht, hätte man sich sparen können und dafür den bisherigen U-Bahn-Aufgang vergrößern können.
- Es gibt eindeutig zu wenig Aufzüge - wie früher existieren nur zwei. Es wäre wünschenswert gewesen, wenigstens drei Aufzüge einzurichten und überdies die Beschilderung in und an den Aufzügen klarer zu gestalten - da gibt es Ebene 01, -01, -1, U1, U3, es kennt sich keiner aus.
- Weder die Uhrzeit noch die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Züge sind klar ersichtlich. Es gibt nur ein paar wenige Fernseher, die diese Zeiten verkünden. Meiner Ansicht nach ist das viel zu wenig. Die alten, großen Abfahrts- und Ankunftstafeln waren da sehr hilfreich. Positiv ist die Tatsache, daß die Bahnhofshalle nicht mehr ständig von unverständlichen Durchsagen beschallt wird. Durchsagen gibts nur mehr auf den Bahnsteigen, dort sind sie auch verständlich. Wenn es einen Warteraum gäbe, wären sie dort natürlich auch hilfreich.
Bild 1: Der neu gestaltete Aufgang aus der Westbahnhof-Zwischenpassage zu U3/U6.
Bild 2: Noch sehr provisorisch mutet der Übergang von den drei Rolltreppen auf die Stiege ins Obergeschoß an - das ist überdies sehr unpraktisch. Ab 2011 wird man nach rechts in das Shopping-Center gehen und von dort die drei in der unteren Bahnhofshalle endenden Rolltreppen benutzen können.
Bild 3: Blick auf den erweiterten südlichen Teil der Bahnhofshalle, der noch nicht fertiggestellt ist. Auch hier wird es neue Geschäfte en masse geben. Die beiden Aufzüge in der Bildmitte befinden sich dort, wo auch schon früher die Aufzüge zu den Bahnsteigen lokalisiert waren.
Bild 4: Hat man erst einmal die Stiege zur Ebene 0 bezwungen, bekommt man eine erste Vorahnung auf die Bahnhofshalle.
Bild 5: Zum Glück gibt's auch mein Lieblingsgeschäft am Bahnhof wieder an der angestammten Stelle - "Buch&Presse" vulgo "News&Books" vulgo "press&more"
Bild 6: Der südseitige Eingang zur Bahnhofshalle ist ja schon seit einigen Wochen geöffnet und präsentiert sich recht unverändert.
Bild 7: In der Mitte der unteren Halle, an der Stelle, wo früher die Fahrkartenschalter waren, befindet sich nun das ÖBB-Reisezentrum, ausgestattet mit zahlreichen Topfpflanzen und mindestens ebensovielen Fahrkarten- und Informationsschaltern. Das Tuch im Vordergrund überdeckt die Rolltreppen ins Shopping-Center im Untergrund, das erst 2011 eröffnet wird.
Bild 8: Das nordseitige Ende der Bahnhofshalle ist offenbar auch noch nicht ganz fertiggestellt...
Bild 9: Ein Beispiel der angesprochenen unästhetischen Arbeit. Einfach widerwärtig. In einem halben Jahr wird das Weiß sich in ein schmutziges Grau verwandelt haben, was wahrscheinlich auch nicht zur Verschönerung beitragen wird.
Bild 10: Übergang Marmor-Geländer: auch hier schlampige und unschöne Arbeit.
Bild 11: Lieblos hineingeklotzte Imbißbuden steigern das Raumerlebnis und die Schönheit der weiten Halle nicht unbedingt.
Bild 12: Zwei große Zugänge zu den Bahnsteigen ersetzen die vormals kleinen Zugänge zu jedem Bahnsteig. Hier der südliche Zugang.
Bild 13: Ach ja, ein Bild der "unteren" Halle wär' auch einmal nicht schlecht
Bild 14: So speist man jetzt am Westbahnhof: aufgereiht auf einfachen Sesseln und Plastiktischen. Naja, wems taugt...
Bild 15: Der südliche Ausgang zu den Bahnsteigen, von einer der neuen "Brücken" über den Aufgängen fotografiert.
Bild 16: In der provisorischen Containerhalle ist es schon recht still geworden. Nur mehr die Post, der Libro und der OKAY-Supermarkt sind bis nächste Woche in Betrieb. Ab 3. Jänner wird der Zugang zur Gerstnerstraße gesperrt, mit den Liften vom U3-Bahnsteig kommt man dann also nicht mehr direkt zum Westbahnhof. Das Bild des "Neubau Gürtels" darf jedenfalls nicht fehlen.
Bild 17: Und auch den OKAY-Supermarkt, eine jahrzehntelange Institution am Westbahnhof (die OKAY-Gruppe ist angeblich das letzte Überbleibsel der ehemaligen Konsum-Gruppe, wie mir unlängst jemand erzählte), wird es ab übermorgen nicht mehr geben:
So weit die ersten Eindrücke vom "neuen alten" Westbahnhof. Wenn die Spiegelreflexler anrücken, gibts dann wohl qualitativ Besseres zu sehen.
Nun noch kurz ein halb-off-topic-Kontrast: einige Eindrücke des D 347 DACIA nach Bukarest, Belgrad und Sofia. Der DACIA ist schon ein relativ langlebiger Zug. Bis 2007 startete er vom Südbahnhof, seither beginnt die Reise hier am Westbahnhof. Seit Fahrplanwechsel fährt der Zug statt um 18:50 (wieder) um 19:54 ab und ersetzt damit einen Railjet-Umlauf nach Budapest. Freundlicherweise entschloß man sich auch zur Wiedereinführung des CFR-Speisewagens ab Wien, in dem erfreulicherweise noch frisch gekocht wird. Dagegen sieht das e-express-Klumpert in ÖBB-Speisewägen alt aus. Eine Reise nach Bukarest dauert von 19:54 bis knapp nach 15:00 am nächsten Tag - wenn der Zug pünktlich ist, was so gut wie nie vorkommt. Die Kurswagen nach Belgrad erreichen ihr Ziel am nächsten Tag um knapp nach sechs Uhr morgens, der Schlafwagen nach Sofia gondelt noch bis 18 Uhr quer über den Balkan und ist somit nach dem Kurswagen nach Moskau der zweitlängste Kurswagenlauf vom Wiener Westbahnhof.
Der DACIA hat mich schon immer aufgrund seines Wagenmaterials fasziniert, das zu einer Zeitreise anregt. Der Zug ist ein "bunter Hund": die ÖBB stellt die Schlaf- und Liegewagen nach Belgrad und Bukarest, die CFR (rumänische Bahn) die Sitz-, den Speise- und ebenfalls ein oder zwei Schlafwagen nach Bukarest und die BDZ (bulgarische Bahn) den Schlafwagen nach Sofia. Bis Fahrplanwechsel waren auch MAV (ungarische Bahn)-Wagen nach Budapest mit von der Partie. Während die CFR relativ neues Wagenmaterial einsetzt, stammt das ÖBB-Wagenmaterial aus den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Nach Belgrad und Bukarest fuhren heute zwei Schlafwagen des Typs P/AB30, die 1955 in Dienst gestellt wurden. Ursprünglich besaßen sie 20 verschachtelte Einbettabteile (!), die 1992 zu zehn Dreibettabteilen umgebaut wurden. Aufgrund seiner enormen Stabilität (Edelstahlbauweise) steht der Wagen nach 55 Dienstjahren noch fast unverändert im Dienst, im Inneren sieht man ihm sein Alter aber sehr wohl schon an. Getoppt wird der Wagen nur mehr von dem nach Sofia eingesetzten ehemaligen DSG/DDR-Schlafwagen des Typs Y, der ab 1962 in Verkehr gesetzt wurde. Seit DDR-Zeiten wurde der Wagen nicht mehr modernisiert und trägt auch ein entsprechendes Erscheinungsbild. Für den Eisenbahnfreund positiv sind die Übersetzfenster, die gute Fotos auf der landschaftlich schönen Strecke Beograd-Sofia ermöglichen. Dem Vernehmen nach soll der Wagen allerdings nicht mehr sehr lange im Einsatz sein, da die BDZ der TCDD (türkische Eisenbahn) nächstes Jahr zwanzig relativ neue Schlafwagen abkauft, die das überaltete DDR-Wagenmaterial dann ersetzen werden.
Damit die Off-Topic-Bilder, die sicher nicht für jeden von Interesse sind, nicht jedes Mal in voller Größe "überscrollt" werden müssen, habe ich sie an den Thread angehängt. Wenn das nicht in Ordnung ist, bitte ich das Admin-Team, aufzuschreien, dann werde ich sie wieder löschen. Wie immer: Klicken aufs Bild vergrößert die Bilder.
- Das erste Bild zeigt die neuen elektronischen Wagenstandsanzeiger am Westbahnhof.
- Bilder 2-4 zeigen den ÖBB-Schlafwagen Typ P/AB30.
- Bilder 5 und 6 zeigen den BDZ-Schlafwagen (ex DDR) Typ Y.
- Bild 7 zeigt den seit Fahrplanwechsel wieder eingeführten CFR-Speisewagen.