Autor Thema: Manfred Novy verstorben (12. November 1945 - 11. September 2012)  (Gelesen 11240 mal)

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13er

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Zitat
Älteren Kennern der Wiener Straßenbahnfreunde-Szene wird Manfred Novy vor allem als Mitglied des legendären
„Consortiums“ in Erinnerung geblieben sein, also jener elitären Runde, die sich regelmäßig im Rahmen der VEF-Klubabende
traf, um in zweiter Generation nach Pionieren wie August Dollinger und Alfred Rosenkranz die Dokumentation des öffentlichen
Stadtverkehrs in Wien fortzusetzen. Ein prägender Tag in der Wiener Verkehrsgeschichte war der 27. März 1961 – damals
löste im Rahmen einer Tariferhöhung nicht nur die Mako-Zange die traditionelle Lochzange zur Fahrscheinmarkierung ab, es
wurde auch – zehn Monate vor Eröffnung der Wiener Schnellbahn – die ÖBB-Strecke Hauptzollamt (heute Wien Mitte) –
Floridsdorf in einen Gemeinschaftstarif mit den Wiener Verkehrsbetrieben einbezogen. Dieser damals höchst ungewöhnliche
Schritt erregte natürlich internationale Aufmerksamkeit, und schon mit 1. Jänner 1965 entstand daraus etwas, das heute
unverzichtbar zu jedem Ballungszentrum in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern gehört: Ein
Verkehrsverbund, in dem alle öffentlichen Verkehrsunternehmen nicht nur einen einheitlichen Tarif bieten, sondern auch ihre
Verkehrsplanungen und Fahrpläne aufeinander abstimmen und unter einem gemeinsamen Markenzeichen auftreten. Später
kamen dann noch koordinierte Betriebsleitsysteme hinzu.
Manfred Novy, beruflich seit 1963 in der Wiener Stadtplanung tätig, war am öffentlichen Verkehr nicht nur seiner Heimatstadt,
sondern auch im Ausland interessiert, wo er sich immer wieder wertvolle Anregungen holte. So war er auch die treibende
Kraft bei der Gründung der „Verkehrsverbund-Organisationsgesellschaft Ostregion“ (VVO) im Jahre 1974, wohl wissend, wie
schwer es sein würde, so viele gegenläufige Interessen (oder besser: Desinteresse am öffentlichen Verkehr) bei Politik in
Bezirken, Gemeinden, Ländern, Parteien und Verkehrsunternehmen unter einen Hut zu bringen. Was aber kaum jemand für
möglich gehalten hatte, wurde am 3. Juni 1984 Wirklichkeit: Der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR)!
Angesichts des Gegenwindes, der Novy und seinen unermüdlichen Mitarbeitern entgegenwehte, musste die Sache freilich auf
halbem Wege steckenbleiben. Schon ab 1. März 1986 brauchte man wieder zwei Fahrscheine für eine Fahrt von Wien ins
Umland, weil die Stadt Wien ohne Absprache mit dem Verbund und die übrigen Verkehrsunternehmen eigenmächtig eine
Tariferhöhung durchgezogen hatte. Die nächste Tariferhöhung vom 1. Jänner 1989 brachte zwar wieder eine
Vereinheitlichung, aber auch 28 Jahre nach Inkrafttreten des VOR erhält man in den Straßenbahnen und Bussen der Wiener
Linien noch immer nur Fahrscheine für Wien selbst, und es ist nicht einmal möglich zu erkunden, wie viele Streifen auf der
Streifenkarte für eine Fahrt zu einem bestimmten Ziel in Niederösterreich oder dem Burgenland zu entwerten sind – von einer
Koordination der Linien und ihrer Fahrpläne gar nicht zu reden.
So kam im Zuge des zunehmenden Verfalls politischer Moral, was kommen musste: Weil ehrliche und engagierte Menschen
nicht mehr gefragt sind, wurden Manfred Novy und seine treuesten Mitarbeiter Ende 2007 einfach vor die Tür gesetzt, brutal
aus ihrem Lebenswerk geworfen. Nur den Auftrag zur Organisation des UITP-Weltkongress 2009 durfte Novy noch fortsetzen,
um Wien die internationale Blamage einer Absage zu ersparen. Der damalige betriebliche Geschäftsführer Michael
Lichtenegger stellte ihm hierfür sogar ein eigenes Büro in der Direktion der Wiener Linien zur Verfügung, wo er seine Tätigkeit
mit einem Konsulentenvertrag fortsetzen konnte. 2011 wurde auch Lichtenegger Opfer politscher Säuberungen.
In der niederösterreichischen Gemeinde Falkenstein, wo Manfred Novy noch einige geruhsame Jahre im Kreis seiner Familie
vergönnt waren, wird man ihn den stets bescheidenen und freundlichen Nachbarn sehr vermissen. Dass menschliches
Engagement heute offenbar nicht mehr gefragt ist, konnte er freilich nie mehr überwinden.
So wollen auch wir vom Wiener Arbeitskreis Nahverkehr nicht nur dem „Vater“ des Verkehrsverbundes Ost-Region, sondern
vor allem dem Menschen Manfred Novy ein ehrendes Andenken widmen.

Quelle: Wiener Verkehrsblätter 9/2012
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Tatra83

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Re: Manfred Novy verstorben (12. November 1945 - 11. September 2012)
« Antwort #1 am: 25. September 2012, 17:17:49 »
Manfred Novy wurde am vergangenen Freitag in Laa an der Thaya beigesetzt: http://www.bestattung-waismayer.at/01_aktuelleparten/parten/2012/september/parte_manfred_novy.pdf
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.