Konstal 105Na hat im Kiewer Thread ein Bild aus Horliwka gepostet, einer Stadt, die mir bisher komplett unbekannt war. Nach einigen Recherchen habe ich herausgefunden, daß es in der Ukraine tatsächlich noch 22 Städte mit in Betrieb befindlichen Straßenbahnnetzen gibt, seit 1990 wurden erst zwei Betriebe stillgelegt. Allerdings zehren viele Betriebe noch immer von der Substanz aus der Sowjetzeit, die Gleisanlagenwartung findet nur sehr spärlich statt und an neues Rollmaterial ist nicht einmal zu denken.
Bei meinen Recherchen bin ich in der Folge über zwei Betriebe gestolpert, die möglicherweise kein langes Leben mehr vor sich haben und bestimmt recht sehenswert sind. Es handelt sich um die ostukrainischen Städte Druschkiwka und Kostjantyniwka, die etwa 20 km voneinander entfernt nördöstlich von Donezk gelegen sind. Beide Betriebe sind von eklatantem Wagenmangel betroffen: in Druschkiwka fahren noch elf Wagen auf zwei Linien, in Kostjantyniwka noch ganze vier Wagen auf ein bis zwei Linien in ca. 40-minütigen Intervallen.
In beiden Betrieben fahren ausnahmslos Wagen des Typs KTM-5M3, das Serienfahrzeug des Prototyps KTM-5, gebaut von 1971 bis 1990 von der Ust-Katawer Waggonbaufabrik in Ust-Kataw (Rußland). Mit 13.000 Stück gebauten Wagen ist der KTM-5M3 die größte Serie eines russischen Straßenbahntyps.
Im Folgenden einmal einige Fotos aus
Druschkiwka. Täglich fahren etwa drei bis fünf Wagen auf den beiden Linien (1 und 2, 4 ist praktisch eingestellt), der Betrieb endet stets irgendwann gegen 17 Uhr. Quellenangabe für alle Fotos und viele mehr:
http://transphoto.ru/city/39/ (russisch).
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Noch einmal um eine Stufe drastischer zeigt sich die Situation in
Kostjantyniwka, wo seit einem Fahrzeugbrand im Dezember 2011 noch genau vier Wagen zur Verfügung stehen, mit denen auf ein oder zwei Linien (3 und 4) im 40- bis 60-Minuten-Takt gefahren wird. Berichten zufolge muß man als Fotograf ziemliches Glück haben, um erstens einen Betriebstag und zweitens ein gerade in Betrieb befindliches Streckenstück zu erwischen. Auf kurzen Streckenteilen müssen die Fahrzeuge aufgrund defekter oder fehlender Weichen in eine Richtung rückwärts fahren. Der Betrieb war 2004 schon einmal komplett eingestellt, wurde dann allerdings in reduzierter Form wiedereröffnet. Der Betrieb endet irgendwann zwischen 17 und 21 Uhr.
Auch aus Kostjantiniwka einige Bilder, Quelle für alle Aufnahmen und viele mehr wiederum
http://transphoto.ru/city/156/ (russisch).
Betriebsbahnhof:
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Der im Dezember 2011 ausgebrannte Tw 007:
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Foto vom 20.09.2012:
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Weitere Betriebs- und Fahrzeugbilder, teilweise bieten sich perfekte Rasengleise und auch an Steilstrecken mangelt es nicht:
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Fazit: Zwei sehr sehenswerte Betriebe, speziell Kostjantyniwka ist sehr stark einstellungsgefährdet, daher definitiv bereisenswert. Allerdings dürfte schon die Anreise eine Herausforderung darstellen, da der Bahnverkehr in der Region auch sehr spärlich ist.
Weiterführende Informationen zu den Betrieben finden sich jedenfalls unter folgenden Links:
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http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?5,5457717-
http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?5,5795555-
http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?5,5453280,page=all- Fahrzeuglisten Kostjantyniwka
http://transphoto.ru/list.php?did=305 und Druschkiwka
http://transphoto.ru/list.php?did=80Zur Anreise nach Kiew per Bahn: es gibt sehr günstige Angebote ab Bratislava oder Budapest ("City-Star"), bei denen ab dem 2. Mitreisenden nur mehr 50% des Fahrpreises bei Hin- und Rückfahrt fällig wird. So reist man beispielsweise ab Bratislava zu viert um 55 € pro Person (plus Schlafwagenzuschläge ca. 30 €) hin und retour im direkten Kurswagen bis Kiew.