Ich stamme aus einer Familie mit zwei Kindern und ohne jegliches Auto. Wir sind weder verhungert, noch könnte ich mich daran erinnern, dass ich besonders viel Zeit oder Energie mit Einkaufen oder sonstigen Tätigkeiten verschwendet hätte.
Du vielleicht nicht, aber deine Eltern, speziell deine Mutter? Schon mal darüber nachgedacht? Auch bei euch werden die Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs nicht einfach durch die offenen Fenster in die Wohnung geflogen sein.
Meine Eltern haben bei der Wohnortwahl halt auch geschaut, dass die Anbindung an den ÖV in Ordnung ist und dass viele Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf in der Nähe oder am Weg zum nächsten Öffi liegen.
Schön, wenn deine Eltern sichtlich so begütert waren, dass sie sich ihren Wohnort nach ÖV-Anbindung und Einkaufsmöglichkeiten aussuchen konnten. Viele junge Familien haben diese Wahl nicht und müssen das nehmen, was sie sich leisten können oder - im Falle von Gemeindewohnungen - zugewiesen bekommen.
Das Schlüsselwort in deinem Posting ist wohl das Wort "will". Oder anders gesagt: Ausreden und Faulheit.
Wenn du es so siehst... Ich weiß nicht, wie alt du bist und daher auch nicht, von welcher Zeit du sprichst. Natürlich war es früher - und damit meine ich die 60er und 70er Jahre, die ich als Kind erlebt habe - anders. Meine Eltern hatten bis in die 80er überhaupt kein Auto. Damals gab es aber auch noch an jedem Eck einen Greißler oder Lebensmittelladen oder sonstige Geschäfte (Drogerien etc.). Da musste man nicht lange laufen, um alles zu bekommen, was man gebraucht hat. Aber ich denke, auch du weißt, dass es eine solche Infrastruktur speziell in den inneren Bezirken schon lange nicht mehr gibt, dafür weniger Supermärkte. Die sind zwar auch ganz nett, aber man muss halt erst einmal hin- und damit mit dem gesamten Einkauf wieder nach Hause kommen.
In meinem Elternhaus gab es während meiner Kindheit ein Gemüse- und ein Papiergeschäft, im Nachbarhaus eine Konditorei und über die Straße einen Fleischhauer und eine Drogerie, sowie auf der anderen Seite einen Meinl und schrä vis-à-vis ums Eck eine MIAG. Rate mal, was heute noch davon über ist...
Heutzutage sind meist beide Elternteile berufstätig und verbringen die spärliche Freizeit lieber mit ihrere Familie, anstatt sie mit Einkäufen zu verschwenden. Das Einkaufen soll schnell und effizient sein, d.h., im nahegelegenen Supermarkt möglichst alles, was für die nächste Woche gebraucht wird, zusammenzuklauben. Und bei den Mengen, die dabei für eine vierköpfige Familie zusammenkommen, ist das ohne Auto kaum möglich. Und offen gestanden verstehe ich nicht, was daran so böse sein soll, dass man sich ständig für die Nutzung eines Autos in der Stadt rechtfertigen muss.